Ein Mann voll Musik und Sympathie – Jan van der Roost hält Workshop an der Wiltener Akademie
Jan van der Roost ist ein klingender Name in der Blasmusikwelt. Auf Einladung der Stadtmusikkapelle Wilten gastierte der bekannte Komponist und Dirigent aus Belgien vom 13. bis 15. Oktober 2006 in Innsbruck.
Kapellmeister Peter Kostner konnte seine Kontakte nützen und Jan van der Roost für einen Workshop gewinnen, der einerseits der Fortbildung der „Rotjacken“ aber auch der interessierten Kapellmeister Tirols dienen sollte.
Schon bei der ersten Probe am Freitag Abend war in kurzer Zeit Übereinstimmung zwischen dem Dirigenten und den Musikern gefunden. Sein sprühender Elan, seine unglaubliche Energie, sein enormes Fachwissen und seine hohe Dirigierkunst ließen nicht nur die Zeit wie im Fluge vergehen, sondern brachten im Nu neue Einblicke in die Werke van der Roosts und in Bearbeitungen aus der romantischen Musik. Die große Kunst des Dirigenten bestand darin, die Mitglieder der Stadtmusikkapelle Wilten in der Interpretation der Werke bis an ihre Grenzen zu fordern und diese Grenzen schließlich auch zu akzeptieren, zumal er ja meistens mit Profi-Orchestern arbeitet.
Am Samstag nahmen 40 Kapellmeister aus Nord- und Südtirol (ein Dirigent kam sogar aus der Steiermark!) an einem Workshop teil. In einem zweistündigen Referat sprach van der Roost am Vormittag über wichtige Komponenten einer gut funktionierenden Kapellmeistertätigkeit und konnte dabei so plausibel seine Erfahrungen aus blasmusikalischen Tätigkeiten auf der ganzen Welt erläutern, dass jeder einzelne Teilnehmer mit neuer Inspiration das Probelokal der Wiltener verließ.
Am Nachmittag arbeiteten fünf Teilnehmer jeweils ca. 30 Minuten an einem ausgewählten Stück mit der Stadtmusikkapelle Wilten, Als Dozent gab Jan van der Roost viele wertvolle Tipps zur Verbesserung der Schlagtechnik und musikalischen Interpretation, ohne dabei belehrend zu wirken oder einen der Aktiven bloßzustellen.
Musik mit dem Körper spüren und umsetzen – das ist sein Credo und das bewies er schließlich selbst als Dirigent in einer intensiven und faszinierenden Probe, der alle Teilnehmer mit großem Interesse folgten. Hier konnte „der Maestro“ all das umsetzen, wovon er in seinem Referat und seinen Anregungen bei jedem einzelnen Dirigenten sprach. Etwas müde und doch sehr beseelt und zu „neuen Taten“ angeregt verließen sowohl Musiker und Workshop-Teilnehmer das Veranstaltungszentrum Blaike in Völs.
Was Energie vermitteln heißt, zeigte Jan van der Roost dann bei einer Konzert-Matinee am Sonntag. Der zündende Funke sprang nicht nur auf die Musiker sondern auch auf die zahlreichen Besucher im Konzertsaal über. Bei jedem einzelnen Werk (Conzensus, Dynamica, Tanzci von Jan van der Roost, La Forza del Destino von G. Verdi, Zug der Adeligen von N. Rimsky-Korsakow, Arnhem von A.E. Kelly) brach das begeisterte Publikum in frenetischen Beifall aus. Dass der Belgier zudem noch viel Humor hat, zeigte er in einer witzigen Schilderung der Entstehungsgeschichte eines seiner Werke.
Was bleibt vom Workshop: Ein großer Musiker konnte in kurzer Zeit den Mitgliedern der Stadtmusikkapelle Wilten neue Sichtweisen im Zugang, in der Interpretation und Ausführung von Musik der unterschiedlichsten Art vermitteln, sie einerseits in ihrer bisherigen Arbeit bestätigen, aber auch neue Horizonte aufzeigen. Die Workshop Teilnehmer werden evt. die Arbeit mit ihren eigenen Kapellen zu Hause neu andenken und die gewonnen Erfahrungen einbringen.
Jan van der Roost ist aber nicht nur ein blendender Musiker in allen Belangen, sondern vor allem ein äußerst sympathischer Mensch, der das Wort Amateur (kommt von lat. amare = lieben) auf viele Bereiche zu übertragen weiß und damit die Verbindung von Musik zum Leben generell herstellt.
Und was bleibt noch: Dass er vermutlich wieder kommen wird, denn Pläne für eine weitere Zusammenarbeit wurden bereits geschmiedet! Das spricht für ein erlebnisreiches Wochenende zum Auftakt der Workshop-Reihe innerhalb der Wiltener Akademie.
Die Stadtmusikkapelle Wilten freut sich heute schon auf die nächste Zusammenarbeit.
Pressestimmen zum Workshop: